Ukraine-Interview mit Matthias Hahn

Mit viel Mut in der Ukraine

Vor kurzem war SPD-Stadtrat Matthias Hahn mit einer Delegation in der Ukraine, um direkt in Kiew Hilfsgüter an die Betroffenen zu übergeben. Dass das aktuell im Krieg viel Mut erfordert, steht außer Frage. Zudem verbinden sich auch einige politische Fragen zum Thema Deutschland und Ukraine, auf die sich vor Ort wahrscheinlich besser Antworten finden lassen, als von außen über die Medien. Wir haben Matthias Hahn zu seiner Ukraine-Reise befragt.

Matthias, was hat Dich zum Mitfahren in die Ukraine bewogen – und wie kam diese Fahrt überhaupt zustande?

Matthias Hahn: Die Idee entstand dadurch, weil mir Bekannte aus der Ukraine darüber berichtet haben, dass dort ständig Stromausfall wegen der russischen Raketenangriffe ist. Deshalb gibt es große Probleme mit der Stromversorgung in Krankenhäusern, Kindergärten und Altenheimen. Und so sprach ich Michael Otte von der Firma Steuerungstechnik Richter an. Er half mir beim Sammeln der Spenden. Besonders ist hier aber auch die Ukrainehilfe des Landkreises Kulmbach zu erwähnen. Unser gemeinsames Ziel wurde es, 16 Notstromaggregate in die Kriegsgebiete zu bringen.

Hattest Du überhaupt keine Angst in ein reales Kriegsgebiet zu fahren? Schließlich ist das dort ja nicht nur – wie bei uns – am Fernsehen. Dort gibt es echten Luftalarm und echte Bomben fallen – eine Situation, die es in Deutschland zuletzt 1945 gab. In Kiew ist das jetzt real.

Matthias Hahn: Wir sahen etliche zerstörte Dörfer und Städte – und Menschen, die in Kellern oder U-Bahn-Schächten angesichts des Bombenhagels ausharren. So unvorstellbar viel Leid …

Wie fühlt sich das an, wenn man in einer Stadt ist, in dem Wissen, dass Angriffe stattfinden, Raketen und Bomben geschickt werden? Schließlich ist das anders als zum Beispiel bei einer Naturkatastrophe: Hier wird ja von russischer Seite bewusst der Tod von Menschen und Zerstörung gebracht.

Matthias Hahn: Angst hatte ich eigentlich nicht, aber Respekt.

Welche Hilfsgüter habt Ihr in die Ukraine gebracht – und verlief die Reise?

Matthias Hahn: Das Auto war bis unters Dach gefüllt. Neben den Notstromaggregaten hatten wir Desinfektionsmittel und Einwegspritzen sowie Lebensmittel dabei. Unsere Reise führte uns über Görlitz nach Polen bis an die ukrainische Grenze bei Lwiw. Bereits dort erlebten wir nachts unseren ersten Luftalarm. Am nächsten Morgen fuhren wir dann die restlichen 600 km bis Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt angekommen, übergaben wir Hilfsorganisationen unsere mitgebrachten Güter. Danach „besichtigten“ wir das teils zerbombte Kiew und besorgten uns etwas zu essen. Wirklich schwer zu verarbeiten waren die Eindrücke der zerstörten Gebäude auf dem Weg in die Hauptstadt und in Kiew selbst. Tags darauf begannen wir damit, die Hilfsgüter in einem Altenheim, einem Kindergarten, einem Krankenhaus und einem Jugendzentrum zu verteilen. Weitere Aggregate gingen an ein Lazarett in Bachmut und an eine Schule. Nachmittags machten wir uns auf den Heimweg und kamen am Montag gegen 15 Uhr wieder in Kulmbach an.

Letzte Frage: Würdest bzw. wirst Du wieder in die Ukraine fahren mit weiteren Hilfstransporten?

Matthias Hahn: Sollte es nötig und möglich sein, werden wir wieder mit Hilfsgütern in die Ukraine fahren.

Matthias, wir danken für das Gespräch und für den ungeheuren Mut, den Du gemeinsam mit den anderen aufgebracht hast, um nach Kiew zu fahren. Mit der Verbreitung dieses Interviews unterstützen wir Eure Aktion gerne und möchten vielleicht auch andere animieren, sich dem anzuschließen.

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